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ORM / ERC Jänner Rallye, 03.-05. Jänner 2013:
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Eine halbe Sekunde entschied die Jänner Rallye 2013!

120.000 Zuschauer sahen, wie Vorjahrssieger Jan Kopecky seinen Titel in Freistadt verteidigte.

Nach einem dramatischen Finale lag der Tscheche am Ende vor dem Franzosen Bryan Bouffier. Raimund Baumschlager holt Platz drei. Erster EM-Sieg für Hannes Danzinger in der 2WD-Klasse.

Traditionsgemäß eröffnete die Jännerrallye den europäischen Rallyeauftakt. Bei der Jubiläumsauflage, die Rallye ging heuer zum 30. Mal mit Start und Ziel in Freistadt über die Bühne.

Tag 1: Großer Sport im Mühlviertler Regen

Sechs Sonderprüfungen lang quälten sich die Protagonisten der 30. Jännerrallye über die widrigsten Straßenverhältnisse. Eis, Schnee und Matsch bewarben sich eindrucksvoll um die Rallye-Oscars für die besten Nebenrollen beim Europameisterschafts-Auftakt im oberösterreichischen Freistadt.

Sechs Sonderprüfungen lang hielt ein Sekundenkrimi an der Spitze die Zuschauermassen, die ich trotz Regen nicht abschrecken ließen, in Atem. Der Jännerrallye-Titelverteidiger Jan Kopecky, Österreichs Champion Raimund Baumschlager, Jännerrallye-Dreifach-Sieger Vaclav Pech, Ex-Staatsmeister Beppo Harrach und der französische Geheimfavorit Bryan Bouffier waren darin involviert.

Doch dann schmolzen Eis und Schnee, und die Asphaltspezialisten zogen ihre Register. Jan Kopecky kam aus dem zweiten Regrouping mit einem perfekt präparierten Auto aus seiner Skoda Werksteam-Ecke zurück auf die Strecke, legte eine Bestzeit hin und verwandelte einen 2-Sekunden-Abstand auf Raimund Baumschlager kurzerhand in einen 14-Sekunden-Vorsprung. Bryan Bouffier, der von SP zu SP besser in die Rallye fand, nutzte die trocken werdenden Straßen ebenfalls, um seine ganz große Stärke auszuspielen. Und gerade als sich das Feld zu spalten drohte, mischte sich auch noch der Nebel ein. Ausgerechnet auf der längsten SP des Tages von Schönau nach St. Leonhard (22 km) raubte er dem Großteil des Feldes die Sicht.

Kopecky, Bouffier, Baumschlager und Francois Delecour schlupften noch durch, doch Vaclav Pech, Beppo Harrach und Co. rissen Abstände jenseits der Minutengrenze auf.

„Es war ein Horror“, sagte Harrach, „Regen und Nebel, es war ein reiner Blindflug.“ Pech stieß ins selbe Horn: „Ganz schlecht. Die Sichtverhältnisse waren nicht okay.“ Nach einem Unfall des Tschechen Petr Kacirek musste die achte Wertungsprüfung schließlich neutralisiert werden.

Brian Bouffier zog an Baumschlager („Ich riskiere gar nichts, mir sind die Punkte für die österreichische Staatsmeisterschaft zu wichtig“) vorbei, platzierte sich im Schatten des führenden Jan Kopecky. Dafür bremste sich Francois Delecour in seiner Aufholjagd selbst. Ein Stempelfehler brachte dem französischen Altstar eine Strafminute ein.

Auf SP 9 schlug Vaclav Pech mit seinem ersten SP-Sieg zwar zurück, doch der Rückstand des Mini-S2000-Piloten ist - auch durch das Nebel-Desaster – bereits sehr groß. Realistisch betrachtet rittern nur noch der Führende Kopecky, Bouffier und Baumschlager um den Sieg in Freistadt. Kopecky: „Wir sind heute zwei verschiedene Rallies gefahren. Die Witterung hat es unheimlich schwer gemacht. Auch der morgige Tag wird noch sehr lang.“ Bouffier: „Den ersten Tag dieser schwierigen Rallye ohne großen Fehler zu überstehen, war eine schwierige Aufgabe.“ Baumschlager: „Die Jännerrallye ist immer schwierig, aber heuer ist sie echt verrückt.“

Nur noch Zuschauer sind der polnische Vize-Europameister Michal Solowow (elektronischer Defekt) und der tschechische Mitsubishi-Pilot Martin Semerad (Motorschaden). Aus österreichischer Sicht ist auch Kris Rosenberger nicht mehr dabei. Auch ihm bzw. seinem VW Polo S2000 spielte die Elektrik einen Streich.

Tag 2: Kopecky triumphiert vor Bouffier und Baumschlager!

Nach einem vom Wetter her „verrückten“ ersten Tag wurden die Piloten der 30. Internationalen Jännerrallye in Freistadt auf der zweiten Etappe Tag von weit stabileren Witterungsverhältnissen empfangen.

Der erste Europameisterschaftslauf des Jahres gestaltete sich nicht nur von den äußerlichen Einflüssen zweigeteilt, sondern auch aus sportlicher Sicht.

Schon am ersten Tag zog das Trio Jan Kopecky, Raimund Baumschlager und Bryan Bouffier davon, mit etwas Abstand kämpfte ein Pulk weiterer Fahrer um die Plätze abseits des Siegespodests. Diese Konstellation hielt bis erfreulicherweise zum Schluss. Auf der allerletzten Sonderprüfung der Rallye von Bad Zell nach Aisttal kam es zum Showdown. Während sich Raimund Baumschlager taktisch bedingt („Mir sind die Punkte in der österreichischen Meisterschaft zu wichtig“) aus dem Fight um den Sieg im ersten EM-Lauf der Saison ausklinkte, ließen Vorjahrssieger Jan Kopecky und der französische Jännerrallye-Neuling Bryan Bouffier nicht locker.

Der Krimi im Detail: Bouffier ging mit einem 10-Sekunden-Vorsprung auf Kopecky auf die letzten 25 Kilometer der Jännerrallye. Baumschlager sicherte vorerst seinen dritten Platz ab. Dann setzte sich Bouffier wie erwartet an die Spitze, um gespannt auf Kopecky zu warten. Und als der Tscheche ins Ziel kam, leuchtete der Vorsprung von 0,5 Sekunden auf. Unglaublich: Nach insgesamt 248,46 Sonderprüfungskilometern entschieden lächerliche fünf Zehntelsekunden die Jännerrallye 2013 zugunsten des Vorjahrssiegers Jan Kopecky!

Jan Kopecky: „Schönen Dank an Bryan. Es war nervenaufreibender Kampf in einer unglaublich schwierigen Rallye. Ich bin glücklich.“

Bryan Bouffier: „Es war eine verrückte Rallye, so dreckig und so schnell. Jan hat immer Druck gemacht und für mich war es sehr schwer.“

Raimund Baumschlager: „Das war meine schwierigste Jännerrallye. Der Spagat zwischen Attacke und Ankommen im Hinblick auf die heimische Meisterschaft war nicht einfach. Aber ich freue mich, hinter zwei absoluten Spitzen-Werkspiloten platziert zu sein.“

Hinter den drei Hauptdarstellern kämpften die Piloten um wichtige Punkte sowohl in der EM als auch in der österreichischen bzw. tschechischen Meisterschaft, zu denen die Jännerrallye ebenfalls zählte.

Der Tscheche Vaclav Pech, der die Traditionsrallye im oberösterreichischen Mühlviertel bereits drei Mal gewinnen konnte, holte schließlich den vierten Platz. Mit einer tollen Performance konnte besonders Beppo Harrach am Samstag aufwarten. Der österreichische Staatsmeister des Jahres 2011 hatte nach einigen Setup- und Reifen-Umstellungen seinen Mitsubishi optimal im Griff und schob sich noch vor dem aktuellen Meister Polens, Kajetan Kajetanowicz, auf den fünften Gesamtrang.

Am Ende nur Siebenter und dementsprechend unglücklich war ein großer Name des internationalen Rallyesports. Francois Delecour kämpfte zuerst wie alle anderen Teilnehmer mit den Bodenverhältnissen und im zweiten Abschnitt bis zum Schluss mit der richtigen Reifenwahl. Zudem kassierte der seinerzeitige Vize-Weltmeister noch eine Strafminute wegen eines Stempelfehlers und als Draufgabe im Finish noch einmal zehn Sekunden wegen eines Frühstarts. Delecours Resümee: „Das war ein anstrengendes Wochenende. Wir hatten leider schwere Probleme mit dem Auto.“ Aus österreichischer Sicht ist auch der positive Auftritt von Gerhard Aigner zu erwähnen. Der junge Oberösterreicher wurde als Gesamt-15. Drittbester seines Landes.

In der 2WD-Wertung holte Hannes Danzinger mit Copilotin Kathi Wüstenhagen seinen ersten Sieg in einem EM-Lauf und strahlte dementsprechend. „Das war das angepeilte Ziel. Es ist natürlich eine Riesenfreude, wenn man das dann auch erreicht. Bei uns ist von Anfang an wirklich alles perfekt gelaufen.“

Sieger der Klasse 12 wurde Mario Klepatsch (Mitsubishi Evo V) vor Reinhold Neulinger (Mitsubishi Evo VI) und Martin Desl (Mitsubishi Evo VII). Christof Klausner fiel mit einem technischen Problem an seinem Audi Quattro auf der letzten SP aus. Die Klasse 14 entschied Stefan Förster (Talbot Sunbeam) für sich.

Jänner Rallye als europäischer Rallyeauftakt:

Traditionsgemäß eröffnete die Jännerrallye den europäischen Rallyeauftakt. Bei der Jubiläumsauflage, die Rallye ging heuer zum 30. Mal mit Start und Ziel in Freistadt über die Bühne.

Der Klassiker zählte nicht nur zur tschechischen und österreichischen Meisterschaft, sondern bildete auch gleichzeitig den Auftakt zur ERC (FIA European Rally Championship). Da die bisherige IRC von der FIA aus dem Kalender genommen wurde und weil Eurosport als neuer Promotor der ERC eingestiegen ist, erfuhr die Jännerrallye eine enorme Aufwertung. Dies wurde auch durch den Start vieler prominenter internationaler Teams dokumentiert.

Diese Tatsache führte dazu, dass am Jahresbeginn, trotz der heuer besonders schwierigen Wetterbedingungen, rund 120.000 Besucher ins Mühlviertel gekommen sind. Damit konnte man das Vorjahresergebnis mit 140.000 Fans nicht ganz erreichen, hier hat auch der Wettergott ganz entscheidend mitgewirkt.

Auf den insgesamt 18 Sonderprüfungen fanden die 85 gestarteten Teams aus 11 Nationen vor allem am ersten Tag sehr schwierige Streckenbedingungen vor. Am Freitag gab es mit Regen, Schnee, Eis und jeder Menge Nebel eine Wettersituation, die man ohne weiteres als echtes „Sauwetter“ bezeichnen kann.

Am zweiten Tag der Rallye lagen die Temperaturen weit über dem Gefrierpunkt, damit war nur mehr jede Menge Wasser auf den Strecken, was das Fahren aber nicht leichter machte. Die Piloten haben sehr viel Nervenkraft gebraucht, die Anforderungen an das Fahrkönnen waren heuer besonders hoch.

OK-Chef Ferdinand Staber hatte neuerlich gute Gründe, eine positive Bilanz zu ziehen: „Wir haben wieder enorm viele Zuschauer gehabt, sie alle waren trotz des miesen Wetters gekommen, um bei diesem EM-Auftakt dabei zu sein. Vordergründig war für uns die Sicherheit an der Strecke, diesbezüglich hat alles vorzüglich geklappt. Darüber hinaus gab es sportlich viele spannende Höhepunkte, dies schon allein durch die erstklassige Besetzung. Damit war es möglich den vielen Fans Rallyesport der Extraklasse zu bieten. Sehr gut von den Fans angenommen wurde wieder der aufgelegte Rallyepass der nicht nur den Organisationsablauf beschleunigte, sondern dem Fan auch mehr gezielte Informationen brachte. Mein Dank gilt all unseren Sponsoren, die wesentlich dazu beigetragen haben, die Veranstaltung zu unterstützen. Neben dem Dank an die Fans gilt ein spezieller Dank dem Rallyeclub Mühlviertel. Allen Helfern und Funktionären, stellvertretend seien hier Uwe M. Schmidt, Walter Lumetzberger und Peter Schöller erwähnt, ist zu danken. Sie haben vollsten Einsatz gezeigt, auf solche Leistungen kann man mit Recht stolz sein.“

Sonderprüfungs-Bestzeiten ERC: Jan Kopecky 7, Bryan Bouffier 4, Raimund Baumschlager 3, Jaroslav Orsak, Vaclav Pech, Beppo Harrach, Kajetan Kajetanowicz je 1.

Die wichtigsten Ausfälle: Mario Saibel (SP 1/techn. Defekt), Michael Böhm (SP 2/Elektronik), Walter Mayer (SP 2/Unfall), David Glachs (SP 3/Unfall), Ernst Haneder (SP 3/Unfall), Aaron Burkart (SP 3/techn. Defekt), Kris Rosenberger (SP 4/techn. Defekt), Martin Semerad (SP 8/Elektronik), Michal Solowow (SP8/techn. Defekt), Antonin Tlustak (SP 10/gesundheitliche Gründe), Martin Fischerlehner (SP 12/Unfall), Hermann Neubauer (SP 14/Unfall), Jan Cerny (SP 18/Unfall).

Endstand Jänner Rallye 2013, ERC:
01. Kopecky / Dresler, Skoda Fabia S2000 2:35:45.3
02. Bouffier / Fournier, Peugeot 207 S2000 +0.5
03. Baumschlager / Wicha, Skoda Fabia S2000 +1:18.1
04. Pech / Uhel, Mini Cooper S2000 +2:47.0
05. Harrach / Welsersheimb, Mitsubishi R4 +3:31.8
06. Kajetanowicz / Baran, Subaru R4 +3:32.9
07. Delecour / Savignoni, Peugeot 207 S2000 +5:21.1
08. Orsak / Smeidler, Mitsubishi Evo X +6:33.7
09. Tarabus / Trunkat, Skoda Fabia S2000 +7:56.0
10. Valousek / Kostka, Peugeot 207 S2000 +8:11.8

Endstand Jänner Rallye 2013, ERC 2WD:
01. Danzinger / Wüstenhagen, Renault Clio 2:56:42.3
02. Chentre / Deherin, Skoda Fabia +6:00.9
03. Bessenyey / Nyrifas, Honda Civic +6:21.8

Endstand Jänner Rallye 2013, ORM:
01. Kopecky / Dresler, Skoda Fabia S2000 2:35:45.3
02. Baumschlager / Wicha, Skoda Fabia S2000 +1:18.1
03. Pech / Uhel, Mini Cooper S2000 +2:47.0
04. Harrach / Welsersheimb, Mitsubishi R4 +3:31.8
05. Kajetanowicz / Baran, Subaru R4 +3:32.9
06. Orsak / Smeidler, Mitsubishi Evo X +6:33.7
07. Tarabus / Trunkat, Skoda Fabia S2000 +7:56.0
08. Valousek / Kostka, Peugeot 207 S2000 +8:11.8

Die Österreichische Rallye Staatsmeisterschaft wird von 22.-23. März 2013 mit der Rebenland Rallye rund um Leutschach fortgesetzt.

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